Auf den Spuren des Apostels Paulus

19/10/2025
Informationstafel in der Paulus-Gedenkstätte, Tarsus/Türkei, 02.09.205. Foto: Sergej Perelman
Informationstafel in der Paulus-Gedenkstätte, Tarsus/Türkei, 02.09.205. Foto: Sergej Perelman

[Tarsus/Türkei] Wer sich für themenbasierte Bildungsreisen und für eine befreiende, aufgeklärte und heilsame Frömmigkeit interessiert, könnte die Online-Vorlesungsreihe des Theologen Dr. Eugen Drewermann zum Römer-Brief und Galater-Brief des Paulus zum Anlass für eine Reise zu Stationen des Paulus in der heutigen Türkei nehmen - wie es der Autor des vorliegenden Artikels getan hat. Reiseroute: Tarsus, Konya, Ephesus und Milet.

Als Einstimmung für eine Themenreise auf den Spuren des Paulus durch die Türkei lohnen sich auf jeden Fall die sehr einfühlsamen und aufschlussreichen Vorlesungsreihen des Reformtheologen Dr. Eugen Drewermann zum Römer-Brief und Galater-Brief des Apostels Paulus. Beide Online-Vorlesungsreihen sind auf dem YouTube-Kanal von Eugen Drewermann kostenlos abrufbar. Zum Römer-Brief ist ebenfalls sein letztes Buch sehr zu empfehlen: "Alles ist Gnade. Wege zum Römer-Brief des Paulus", aus dem weiter unten einige einschlägige Zitate entnommen sind, die schon mal zum Schmökern einladen.

Tarsus - der Geburtsort Pauli

Tarsus, der Geburtsort des Paulus, ist eine Stadt in der Südosttürkei. In der Nähe liegt auch ein kleiner Flughafen (Çukurova International Airport), falls man den Flug von Istanbul (Dauer eine Zeitstunde) bevorzugt, anstatt einer längeren Anfahrt mit dem Bus. In Tarsus gibt es eine kleine Paulus-Gedenkstätte, die sich an dem vermuteten Ort seines Wohnhauses befindet. Dort ist ein Brunnen zu sehen, "Paulus-Brunnen", ein ausgegrabenes altes Fundament und ein kleiner Garten mit Bänken und antiken Säulen als Überbleibsel aus der vergangenen Römer-Zeit. Außerdem lohnt sich noch der Besuch der kleinen Paulus-Kirche und des archäologischen Museums von Tarsus, wo eine kleine, jedoch sehenswerte Ausstellung angeboten wird.

Konya - Paulus "trifft" Rumi

Historisch gab es natürlich nie ein Treffen des Apostels Paulus (geb. 5-10 n. Chr., gest. nach 60) mit dem islam. Reformtheologen, Mystiker und Dichter Rumi (13. Jh. n. Chr.), jedoch lassen sich auf der geistigen Ebene wesentliche Berührungspunkte feststellen, die auf eine bemerkenswerte Verwandtschaft hindeuten. Auf einer Missionsreise zog Paulus mit Barnabas nach Ikonium (heute Konya). Apostelgeschichte 14,1-2 berichtet darüber: "Es geschah aber in Ikonion, dass sie wieder in die Synagoge der Juden gingen und so predigten, dass eine große Menge Juden und Griechen gläubig wurde. Die Juden aber, die ungläubig blieben, stifteten Unruhe und hetzten die Heiden auf gegen die Brüder." Schon bald mussten die beiden vor ihren Gegnern fliehen.

Sowohl Paulus als auch Rumi erfuhren in ihrem Leben mindestens ein sehr tiefgreifendes und nachhaltig prägendes Verwandlungserlebnis. Zwar mag im Falle Pauli der Kontrast zwischen Vorher und Nachher noch größer gewesen sein als bei Rumi, doch entscheidend ist das Moment einer radikalen Wandlung. Bei Paulus war es das Damaskus-Erlebnis, als er inwendig die Stimme und Wesensart Jesu vernahm, welche aus dem Christenverfolger einen Apostel Christi machte. Rumi, Sohn eines bedeutenden islam. Theologen und selber islam. Theologe und Mufti, begegnete dem Derwisch und Mystiker Schams von Tabrizi, der den Schriftgelehrten in eine ihm vorher unbekannte Dimension des Göttlichen einführte, die Rumi später als "Religion der Liebe" bezeichnete.

Rumis Masnawi (Handschrift aus dem Jahre 1278), Konya (Türkei), Rumi-Museum, 05.09.2025. Foto: Sergej Perelman
Rumis Masnawi (Handschrift aus dem Jahre 1278), Konya (Türkei), Rumi-Museum, 05.09.2025. Foto: Sergej Perelman

Das Hauptwerk Rumis, das Masnawi, beginnt mit dem Lied der (Schilf)Rohrflöte - deren Musik übrigens ganz leise im Rumi-Mausoleum aus den Lautsprechern tönt. Jene beklagt sich über das Getrenntsein von ihrem Ursprung: "Hör auf der Flöte Rohr - wie es erzählt, und wie es klagt / Vom Trennungsschmerz gequält: / "Seit man mich aus der Heimat Röhricht schnitt, / Weint alle Welt bei meinen Tönen mit. / Ich suche ein Herz, vom Trennungsleid zerschlagen, / Um von der Trennung Leiden ihm zu sagen. / Sehnt doch nach dem in Einheit Lebensglück / Wer fern vom Ursprung, immer sich zurück."(1)

Der Sinngehalt dieser von Rumi erdichteten Allegorie stellt eine wichtige Gemeinsamkeit im Denken und Fühlen Rumis und Pauli dar; nur dass bei Paulus dieser Zustand des "Trennungsschmerzes" "Sünde" heißt. Eugen Drewermann betont in seinem Buch "Alles ist Gnade. Wege zum Römerbrief des Paulus", dass der Begriff "Sünde" bei Paulus und auch schon in der "Sündenfallerzählung" des Alten Testaments nicht den Verstoß gegen äußere Gebote und Verbote meint, sondern den Zustand der "Gottesferne" bedeutet. Wofür "Gottesferne" im Detail steht und wie das, was Rumi in seinem 'Lied der Rohrflöte' poetisch als die Sehnsucht nach der Einheit beschreibt, im Denken Pauli sich äußert, deutet Drewermann wie folgt.  

Buchcover von "Alles ist Gnade. Wege zum Römerbrief des Paulus" von Eugen Drewermann, Patmos Verlag 2025. Foto: Patmos Verlag
Buchcover von "Alles ist Gnade. Wege zum Römerbrief des Paulus" von Eugen Drewermann, Patmos Verlag 2025. Foto: Patmos Verlag

"Alles, was Paulus 'Sünde' nennt, hat, wie wir wissen, diesen einen Ursprung, den die 'Sündenfallerzählung' (Gen 3,1-7) darstellt: daß Menschen im Gespräch mit der 'Schlange', in der Bewußtwerdung ihrer Kreatürlichkeit, Gott aus den Augen verlieren und sich nur noch naturhaft, 'dem Fleische nach' (Röm 7,14), verstehen. Denn die Natur in ihrer radikalen Kontingenz, in ihrer schier absurden Mischung aus Notwendigkeit und Zufall, kann keinem Menschen sagen, was er vernehmen muß, um mit sich selbst im Einklang leben zu können: er sei nicht nur hervorgebracht wie alles andere ringsum, von den Mollusken bis zu den Primaten, sondern er sei etwas Einmaliges und ganz Besonderes in den Händen Gottes, der ihn meinte und gewollt hat, als er ihn schuf."

"Das ganze Weltall kann genau das niemandem erklären, - die kleinen Menschlein sind ihm völlig gleichgültig. Nur, diese 'Wahrheit' ist in ihrer ungeheuerlichen Kälte und in ihrer zynischen Verständigkeit die Ursache dafür, auch in der menschlichen Praktik genauso fortzufahren: kalt, zynisch, überlegt-berechnend - unmeschlich. Da ist auch keine Hoffnung auf 'Erlösung' durch die menschliche Geschichte. Sie wird in ihrer eigenen Dynamik von Angst und Angstverbreitung niemals sich zum 'Reiche Gottes' hin entwickeln. Sie steigert lediglich das Ausmaß ihrer Perversion in der Bereitstellung von immer neuen und abscheulicheren Mordgeräten,...[]."(2)

"Paulus - man kann es nicht oft genug sagen - hat äußerlich Jesus nicht kennengelernt, doch innerlich wurde er von ihm entscheidend berührt und verändert: Endlich fand er in ihm das so schmerzhaft vermißte und so lange gesuchte Vertrauen, durch Gott von Grund auf angenommen zu sein; 'von Grund auf' heißt hier: grund'los', indem nur Gott ohne jede weitere Begründung der Grund dafür ist, daß wir da sind und da sein dürfen, bedingungslos, in unbedingter Güte. Nie noch ist so von Gott gesprochen worden, daß er als Gott in dieser Form zur Sprache kam, wie in der Botschaft und Person des Jesus aus Nazareth. Er war, er ist, sagt richtig der Prolog des Joh-Evengeliums von ihm (Joh 1,1.14), das Wort Gottes an uns [...]."(3)

Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den beiden ist ihr Glaube an Auferstehung. "Wer sich derart, wie Jesus es getan hat und in seiner Nachfolge auch Paulus, gegen die ganze Welt stemmt, um diese von sich selber zu erlösen, benötigt eine Hoffnung, welche die Endlichkeit des Irdischen einträgt in die Unendlichkeit des Überirdischen und Göttlichen. [...] Wenn wir es lernen die Welt wahrzunehmen mit den Augen Gottes, wenn alle Hüllen und Verkleidungen der Scham und der Verstellungen nichts mehr verbergen können, weil diese überhaupt vollkommen überflüssig werden, weil unser Blick nicht mehr voll Vorwurf die Schwächen und die Fehler anderer bloßstellen möchte, sondern sie selbst einhüllt in ein Gewand von Wohlwollen und von Verstehen [...]"(4)

"dann werden wir einander allesamt wiedererkennen als das, was wir in Christus nach den Worten Pauli sind: Geschwister, Kinder Gottes, Mitglieder einer einzigen Menschheitsfamilie. Erschrocken und erstaunt werden wir uns dann fragen, was wir eigentlich jemals gegeneinander hatten, - waren es nicht völlig nichtige und unsinnige Gründe, die wir seinerzeit ins Feld führen zu müssen meinten? Kleinigkeiten, die uns nur so groß vorkamen unseres eigenen Kleinmuts wegen? Welche Bataillen sind wir für künstlich aufgepumpte Bagatellen eingegangen? Und wie klug kamen wir uns vor, wenn wir uns wieder einmal verpflichtet glaubten, 'zurückschlagen' zu müssen, um nicht für 'klein' und 'schwach' gehalten zu werden?"(5)

"Das alles, sehend jetzt mit Gottes Augen, kann uns unendlich traurig machen ob des sinnlosen Leids, das sich darin verbirgt; doch gerade dieser Schmerz beim Anblick des von uns selbst verübten Unheils ist, ganz wie Paulus es beschreibt, ein Absterben der Welt der Gottesferne (des Tods der Sünde) und ein Auferstehen in der Herrschaft Gottes (Röm 6,4.23)."(6) "Die Wahrheit Gottes als die Liebe im Grund des eigenen Daseins einzusehen, bedeutet unbedingt in aller Folge, sich selber und das Leben aller anderen in eben dieser Liebe anzuschauen. Nur darum und nur dafür sind wir da, dass wir aus Liebe für die Liebe leben."(7)

"Was Paulus vor Damaskus geistig als das Absterben des alten Menschen mit seinem Zwang gesetzestreuer Aburteilung und als die Auferweckung eines neuen Menschen schildert, der die Gnade Gottes als Vergebung aller Schuld verkündet, - genau das dürfen wir erhoffen, wenn wir physisch aus der Enge der Welt heraustreten in die Weite Gottes. Ja, wir werden dann einander wiedersehen, nur anders, gänzlich anders als zuvor. Zuvor, im Umkreis noch des alten Menschen (Röm 6,6), trat immer wieder das Problem auf, das Paulus in der Geisteshaltung Jesu bei Abfassung des Römer-Briefs für überlebt erklärt: unsere Neigung, pflichtgetreu, wie wir meinen, rein äußerlich das Handeln und Verhalten anderer nach klaren Normen zu bewerten [...]"(8)

Das Grab von Rumi, Rumi-Museum, Konya, Türkei, 06.09.2025. Foto: Sergej Perelman
Das Grab von Rumi, Rumi-Museum, Konya, Türkei, 06.09.2025. Foto: Sergej Perelman

Dem Sinn nach ist Rumi mit seiner Unsterblichkeitsvorstellung ganz nahe bei dem, was Drewermann in der Weltanschauung und der Geisteshaltung des Paulus und des Jesus von Nazareth vorfindet, nur dass Rumi seine Gedanken und Gefühle in heilsame poetische Bilder kleidet, welche das Tor des Todes für uns aufschließen sollen, damit wir noch lebend den Glauben gewinnen an ein Jenseits, das ahnungsvoll hineinreicht ins Diesseits. So auch das folgende Gedicht aus Rumis zweitem Meisterwerk neben dem 'Masnawi' - dem 'Diwan-e Schams-e Tabrizi', das dem bereits erwähnten Schams von Tabrizi, Freund und Lehrer Rumis, gewidmet ist. Liest man dieses Gedicht, dann versteht man, was alle Gräber eigentlich sind: Tore in die Ewigkeit der Liebe Gottes.

1. Wenn sie am Tage des Todes / Tief in die Erde mich senken, / Dass dann mein Herz auf Erden / weile, darfst du nicht denken!// 2. Weine, o weine um mich nicht, rufe nicht "Trauer, weh, Trauer!" / Du fällst dem Teufel zum Opfer, / das ist ein Grund ja zum Schauer!// 3. Siehst meine Bahre du ziehen, / lass das Wort "Trennung" nicht hören: / Weil mir dann ewig ersehntes / Treffen und Finden gehören. // 4. Klage nicht "Abschied, ach, Abschied!", / Wenn man ins Grab mich geleitet: / Ist mir doch selige Ankunft / Hinter dem Vorhang bereitet.// 5. Hast du das Sinken gesehen, / Sieh auch das Auferstehen! / Schadet es denn, wenn die Sonne / Sterne und Mond untergehen?//

6. Scheinen sie dir auch zu sinken / Ist es doch wahrhaft ein Aufgang; / Scheint dir ein Kerker das Grab auch, / ist´s doch zur Freiheit ein Ausgang.// 7. Fiel je ein Korn in die Erde, / das sich nicht köstlich entfaltet? / Glaubst du denn, das sich das Korn, das / Die Menschen sind, anders gestaltet? // 8. Jeglichen Eimer, der sinket, / hebst du gefüllt aus der Quelle / Sieh, auch dem Joseph der Seele / Strahlt in der Grube die Helle!// 9. Schließe den Mund jetzt im Diesseits, / öffne im Jenseits ihn wieder, dass in der Welt, da kein Ort ist, ewig ertönen die Lieder!//(9) Dieses Gedicht lässt sich original auf Persisch mit englischen Untertiteln und Hintergrundmusik unter der unten verlinkten Adresse nachhören.(10)

Paulus in Ephesus

"Ephesus war in der römischen Welt als Standort eines der sieben Weltwunder der Antike bekannt, es war dies der viel besuchte Tempel der Artemis. Paulus konnte den Tempel sehen, sobald sein Schiff die Mündung des Flusses Cayster erreichte und sich dem Hafen näherte, der speziell ausgegraben worden war, um den Schiffsverkehr über die Meere möglich zu machen. Gegen Norden, jenseits des Docks stand das gewaltige und imposante Gebäude, mehr als 120 Meter lang und 60 Meter breit, mit seinen 127 Marmorsäulen, jede nahezu 18 Meter hoch. Im Inneren die Statue der Fruchtbarkeitsgöttin Artemis von Ephesus (Diana von Ephesus), vermutlich aus einem schwarzen Meteoriten gefertigt."(11)

Einzige verbliebene Säule des Artemis-Tempels, Ephesus (heute: Selcuk), Türkei, 08.09.2025. Foto: Sergej Perelman
Einzige verbliebene Säule des Artemis-Tempels, Ephesus (heute: Selcuk), Türkei, 08.09.2025. Foto: Sergej Perelman

"Dies war für die Bewohner Ephesus' bedeutsam, weil dieser vom Himmel gefallen war und als Geschenk der Götter galt. Der Tempel dieser Göttin, viermal so groß wie der Parthenon in Athen, diente auch als Zentralbank und als Zufluchtsort für alle, die krimineller Machenschaften beschuldigt wurden. Die berühmte Stadt Ephesus hatte all die Probleme einer wohlhabenden Hafenstadt."(12)

Antikes Amphitheater, Freiluftmuseum Ephesus (bei Selcuk), Türkei, 08.09.2025. Foto: Sergej Perelman
Antikes Amphitheater, Freiluftmuseum Ephesus (bei Selcuk), Türkei, 08.09.2025. Foto: Sergej Perelman

"Das andere große Bauwerk, auch vom Hafen aus sichtbar, war das Amphitheater, das heute noch intakt ist und an die 24.000 Sitzplätze fasst. Dies war der Ort des Aufruhrs, der die plötzliche Abreise Paulus' auslöste. Die örtlichen Kunsthandwerker lebten sehr gut davon, kleine silberne Tempel der Artemis (die Römer nannten sie Diana) zu verkaufen. Demetrius, einer von ihnen, beschuldigte Paulus und seine Kollegen, ihr Geschäft zu untergraben, indem sie die Leute lehrten, dass Götter, von Menschenhand gefertigt, nichts als wertlose Götzen seien. Sie ahnten, dass dies ihr Geschäft ruinieren würde und Schande auf die Stadt brächte, die ja immerhin offizielle Beschützerin (Tempelhüterin) des Kultes der Artemis war."(13)

Es folgen mehrere Auszüge aus Apostelgeschichte, Kapitel 19, wo Paulus' Aufenthalt in Ephesus dokumentiert ist. "1 Es geschah aber, als Apollos in Korinth war, dass Paulus durch das Hochland zog und nach Ephesus kam und einige Jünger fand. 2 Zu denen sprach er: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie sprachen zu ihm: Wir haben noch nie gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt. 3 Und er fragte sie: Worauf seid ihr denn getauft? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes. 4 Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und dem Volk gesagt, sie sollten an den glauben, der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus. 5 Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus."(14)  

"6 Und als Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen und weissagten. 7 Es waren aber zusammen etwa zwölf Männer. 8 Er ging aber in die Synagoge und predigte frei und offen drei Monate lang, lehrte und überzeugte sie von dem Reich Gottes. 9 Als aber einige verstockt waren und nicht glaubten und vor der Menge übel redeten von dem Weg[1], trennte er sich von ihnen und sonderte auch die Jünger ab und redete täglich in der Schule des Tyrannus. 10 Und das geschah zwei Jahre lang, sodass alle, die in der Provinz Asia wohnten, das Wort des Herrn hörten, Juden und Griechen. 11 Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände des Paulus."(15)

"23 Es erhob sich aber um diese Zeit eine nicht geringe Unruhe über den Weg. 24 Denn einer mit Namen Demetrius, ein Silberschmied, machte silberne Tempel der Artemis und verschaffte den Handwerkern nicht geringen Gewinn. 25 Diese und die Zuarbeiter dieses Handwerks versammelte er und sprach: Ihr Männer, ihr wisst, dass unser Wohlstand von diesem Gewerbe kommt; 26 und ihr seht und hört, dass nicht allein in Ephesus, sondern auch fast in der ganzen Provinz Asia dieser Paulus viel Volk überredet und verführt, wenn er sagt: Was mit Händen gemacht ist, das sind keine Götter."(16)

"26 und ihr seht und hört, dass nicht allein in Ephesus, sondern auch fast in der ganzen Provinz Asia dieser Paulus viel Volk überredet und verführt, wenn er sagt: Was mit Händen gemacht ist, das sind keine Götter. 27 Aber es droht nicht nur unser Gewerbe in Verruf zu geraten, sondern auch der Tempel der großen Göttin Artemis wird für nichts geachtet werden; und sie selbst, die verehrt wird in der ganzen Provinz Asia, ja auf dem ganzen Erdkreis, wird ihrer Hoheit beraubt. 28 Als sie das hörten, wurden sie von Zorn erfüllt und schrien: Groß ist die Artemis der Epheser! 29 Und die ganze Stadt geriet in Aufruhr; sie stürmten einmütig zum Theater und ergriffen Gaius und Aristarch aus Makedonien, die Gefährten des Paulus."(17)

Der Evangelist Johannes

Neben Paulus soll sich auch der Evangelist Johannes, der Autor des Johannes-Evangeliums, in Ephesus aufgehalten haben. Den Konzilsquellen von Ephesus aus dem Jahr 431 n. Chr. zufolge wird allgemein angenommen, dass der heilige Johannes zusammen mit Jesu Mutter Maria zwischen 37 und 48 n. Chr. nach Ephesus kam, wo sie den Rest ihres Lebens verbrachten. Es besteht kein Zweifel, dass der Evangelist Johannes ab 67 n. Chr. in Asien war. Der heilige Paulus kam jedoch zwischen 55 und 58 n. Chr. nach Ephesus und fügte neue Gemeinden zu den ersten hinzu, die bereits von anderen Aposteln gegründet worden waren.

Das Martyrion oberhalb des Grabes von Johannes, Johannes-Kirche, Selcuk, Türkei, 08.09.2025. Foto: Sergej Perelman
Das Martyrion oberhalb des Grabes von Johannes, Johannes-Kirche, Selcuk, Türkei, 08.09.2025. Foto: Sergej Perelman

Johannes wurde später auf die Insel Patmos verbannt, wo er die 'Offenbarung' schrieb, und kehrte 95 n. Chr. nach Ephesus zurück. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er auf dem Ayasuluk-Hügel in Ephesus, wo er sein Evangelium und seine Briefe schrieb. Als er im Alter von etwa 100 Jahren starb, wurde er auf seinen letzten Wunsch hin dort beigesetzt. In der Zeit, als sich das Christentum zu verbreiten begann (3. bis 4. Jahrhundert n. Chr.), wurde über dem Grab ein Martyrion (Mausoleum) errichtet. Später wurde um das Martyrion herum eine Basilika mit Holzdach errichtet.

Paulus in Milet

"Die Abschiedsrede von Milet ist die entscheidende Rede des Paulus im Rahmen der dritten Missionsreise. Franz Overbeck hat als erster darauf aufmerksam gemacht, daß der Verfasser der Apostelgeschichte für jede Missionsreise eine Rede des Paulus vorsieht. [...] was nun unsere dritte Missionsreise angeht, so findet sich die Rede des Paulus am Ende: die Abschiedsrede von Milet (Apg 20, 17-38)."(18)

Amphitheater von Milet, Freilichtmuseum Milet, Türkei, 08.09.2025. Foto: Sergej Perelman
Amphitheater von Milet, Freilichtmuseum Milet, Türkei, 08.09.2025. Foto: Sergej Perelman

"Die Besonderheit dieser Rede geht schon aus der Ortsangabe Milet her vor. Wenn der Leser in Apg , . mit dieser Stadt konfrontiert wird, muß er sich wundern: Bisher war von Milet in der Apostelgeschichte nirgendwo die Rede gewesen, geschweige denn, daß Paulus hier eine Gemeinde gegründet hätte. Milet ist Neuland. In Milet läßt der Verfasser der Apostelgeschichte den Paulus eine imposante Abschiedsrede halten (Apg 20,18-35), die man als sein Testament bezeichnen könnte. Das Publikum wird eigens aus Ephesos herangekarrt, da es in Milet Christen ja noch gar nicht gibt (Apg 20,17-18). Es wird deutlich: Dies ist das letzte Beisammensein der Epheser mit dem Paulus– ein Wiedersehen wird es nicht geben."(19)

"21 indem ich den Juden und den Griechen Zeugnis abgelegt habe von der Bekehrung zu Gott und von dem Glauben an unsern Herrn Jesus. 22 Und jetzt, siehe, gebunden im Geist reise ich nach Jerusalem, ohne zu wissen, was mir in dieser Stadt begegnen wird, 23 außer daß mir der Geist in jeder Stadt bezeugt und sagt, daß Fesseln und Trübsale mich erwarten. 24 Ich halte mein Leben für nicht der Rede wert, wenn es darum geht, meinen Lauf zu vollenden und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus Christus aufgetragen bekommen habe, nämlich das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen."(20)